Erste Umfrageergebnisse zur Personalsituation in Kärntner Kinderbildungs- und betreuungseinrichtungen
Die Berufsgruppe der elementaren
Bildungseinrichtungen Kärntens hat mit einer Umfrage die aktuelle
Personalsituation in Kärntens Kinderbildungs- und betreuungseinrichtungen
erhoben. Folgend ein paar erste Ergebnisse dieser Umfrage, die Anfang Dezember
durchgeführt wurde.
An der Umfrage haben 290
Fachkräfte aus dem elementarpädagogischen Bereich in Kärnten, davon 78
Leitungen, teilgenommen.
Die Personalsituation in den
elementaren Bildungseinrichtungen in Kärnten stellt sich allgemein als prekär
dar. In einem Viertel der Betriebe ist das rechtliche Mindestmaß an Fachkräften
bei voller Besetzung nicht den ganzen Tag über gewährleistet. Kommen dann auch
noch zusätzliche Personalausfälle wie in den letzten Wochen hinzu, so wird es
umso schwieriger den geforderten Fachkraft-Kind-Schlüssel einzuhalten. Bei über
50 Betrieben kam es in den letzten Wochen zu vermehrten Personalausfällen. Dies
konnte bei 70 % dieser Betriebe durch die Lockdown bedingte geringere
Kinderzahl ausgeglichen werden. In 16 % gab es jedoch zu wenig Personal, um den
Fachkraft-Kind-Schlüssel einzuhalten. Und in rund einem Viertel der Betriebe
musste aufgrund der Ausfälle das übrige Personal zusätzliche Stunden machen.
Unabhängig von der aktuellen Lage
gehört es für ein Drittel der 290 Fachkräfte zur beruflichen Realität, dass sie
mind. 1-2 Stunden wöchentlich im Kinderdienst einspringen müssen und damit
Vorbereitungs- und Dokumentationszeit verloren gehen oder für 17 % auch Pausen
wegfallen. Gerade Leitungen sind hier häufig die einzig verfügbare
Personalreserve, mit ein Grund dafür, dass aktuell 56 % der Leitungen angeben,
nicht ausreichend Zeit für Leitungsaufgaben zu haben.
Dokumentationen, Vorbereitungen,
Reflexionen, Organisatorisches und die Kommunikation im Team wird dann von zwei
Drittel der Beschäftigten und sogar drei Viertel der Leitungen in der Freizeit
untergebracht.
Diese Bedingungen führen auch
dazu, dass nur jede 10. pädagogische Fachkraft der Meinung ist, den
Bedürfnissen der Kinder in angemessenem Ausmaß begegnen zu können.
Damit ist die Stressbelastung
insgesamt auf einem sehr hohen Niveau. Ein Viertel der Fachkräfte nimmt den
normalen Arbeitsalltag als stressbelastet wahr. Aktuell sind es sogar 42 %, die
unter hoher Stressbelastung leiden. Dies hat auch damit zu tun, dass zu den üblichen
Stressfaktoren von zu wenig Personal, zu großen Gruppen, zu vielen Stunden im
Kinderdienst und zu wenig Zeit diese aufzuarbeiten, aktuell auch noch die Sorge
sich mit Covid-19 anzustecken hinzukommt. 80 % der Befragten gehen von einem
sehr hohen Ansteckungsrisiko am Arbeitsplatz aus, was einem Viertel der
Fachkräfte auch große Sorgen bereitet. 8 % geben an, sich bereits mit hoher
Wahrscheinlichkeit am Arbeitsplatz infiziert zu haben.
Alles in allem führt dies dazu,
dass sich die Hälfte der 290 Umfrageteilnehmer*innen als aktuell sehr erschöpft
von ihrer Arbeit beschreiben, während sich nur ein Drittel im Großen und Ganzen
gesund fühlt. Ebenfalls fast die Hälfte würde gerne Zugang zu Supervision oder
Begleitung haben.
Und sogar mehr als die Hälfte der
Pädagog*innen denkt ab und zu bis wöchentlich daran den Beruf zu wechseln und 6
% haben diesbezüglich konkrete Pläne, 16% würden gerne tatsächlich den Beruf
wechseln, sehen aber keine Alternative.
Viele Fachkräfte betonen den
dringenden Bedarf nach einem besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, also mehr
Fachkräfte in den Einrichtungen, und fordern mehr Wertschätzung des
Berufsstandes insgesamt, die nicht nur aus Worthülsen sondern aktiven Verbesserungsmaßnahmen
und einer angemessenen Entlohnung besteht. Pädagogische Fachkräfte erwarten
aber auch mehr Aufmerksamkeit für die aktuellen Herausforderungen und
Leistungen. So würden qualifiziertes Ersatzpersonal, bessere Schutzmaßnahmen
(z. B. Teststrategien, kleinere Gruppen, bessere Kommunikation und
verantwortungsvolle Entscheidungen vom Gesundheitsamt…) und klare einheitliche
Vorgaben des Landes den Arbeitsalltag der Fachkräfte erleichtern.
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